Fotos © Robert Wimmer

INTERVIEW Wiener Zeitung, Printausgabe 10. August 2013

»Druck kommt von außen genug«

Christine Dobretsberger im Gespräch mit Ursula Strauss

Die Darstellerin der TV-Chefinspektorin Angelika Schnell erzählt über ihre Liebe zum Kochen und zum Essen und über das Glück, von Berufs wegen Rollen spielen zu dürfen.

Wiener Zeitung": Frau Strauss, wir treffen uns in einem klassischen Wiener Wirtshaus. Ich nehme an, das Gasthaus Quell ist ein Stammlokal von Ihnen?

Ursula Strauss: Ich mag dieses Wirtshaus unheimlich gern, man isst ausgesprochen gut, die Leute sind total freundlich, außerdem wohne ich hier in der Nähe.

Würden Sie sich als Genussmenschen bezeichnen?

Ja, total - leider!

Die Leidenschaft für gutes Essen, aber auch fürs Kochen scheint in der Familie Strauss Familientradition zu sein.

Ja, bei uns wird viel gekocht - viel und gerne.

Viele Ihrer Lieblingsrezepte sind mittlerweile in einem Kochbuch nachzulesen, das Sie unter dem Titel "Mir schmeckt’s!" im Stile eines kulinarischen Familienalbums herausgebracht haben.

Ja, die Entstehung dieses Kochbuchs war wirklich Teamwork. Meine Mutter und ich haben all diese Rezepte geschrieben und auch selber gekocht. Unterstützt wurden wir dabei von Andrea Karrer. Innerhalb von zwei Tagen haben wir rund 50 Speisen gekocht und so schnell konnte man gar nicht schauen, war auch alles wieder aufgegessen!

Gut, die Fotostrecke Ihres Kochbuchs macht auch deutlich, dass Ihre Familie eine richtige Großfamilie ist. Beim Betrachten der Fotos bzw. Lesen Ihrer Kommentare gewinnt man auch den Eindruck, dass Sie sich in diesem großen Familienverband sehr wohl zu fühlen scheinen.

Es ist ein sehr enger Zusammenhalt und ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich in diese Familie hinein geboren bin.

Sie haben drei ältere Brüder. In Ihrer Kindheit gab es da wohl nur zwei Optionen: Entweder Sie waren die Prinzessin, oder Sie wurden abgehärtet . . .

Ich wurde abgehärtet! Meine Brüder haben eine wahnsinnige Gaudi mit mir gehabt, weil ich deutlich jünger bin als sie und dementsprechend kleiner, langsamer und vergleichsweise noch nicht so gewieft war wie sie. Ich war ein gefundenes Fressen und williges Opfer. Gleichzeitig haben sie mir aber immer auch signalisiert, dass sie mich beschützen und sofort zur Stelle wären, wenn dies erforderlich gewesen wäre.

Wann wussten Sie genau, dass Sie Schauspielerin werden wollten ?

Den Wunsch hatte ich schon als Kind. Ich habe unheimlich gerne Filme gesehen und seit jeher waren Rollenspiele mein liebstes Ausdrucksmittel. Wann immer sich die Gelegenheit dazu ergab, war ich vorn dabei und habe als erste die Hand hinauf gerissen, egal, ob es um Krippenspiele ging oder um einen Sketch. Wenn es sich ergeben hat, habe ich zugegriffen. Ich kann mich auch gut daran erinnern, dass ich daheim stundenlang allein mit Puppen gespielt habe und durch meine Fantasiewelten gereist bin.

Der innere Drang, Theater zu spielen, war also bei Ihnen immer schon da?

Ja, aber dann kommt die Schulzeit, die Pubertät und plötzlich erscheint einem der Schauspielwunsch absurd. Man hatte ja keinen Anknüpfungspunkt. Ich bin in Pöchlarn in Niederösterreich aufgewachsen und für mich erschien bereits eine Fahrt nach Wien wie eine Weltreise. Als Kind war St. Pölten das weiteste, wo wir hingekommen sind, dabei ist das in Wahrheit ja lächerlich, weil Wien gerade einmal eine knappe Autostunde entfernt ist, aber damals war es eben so und insofern hatte ich gar keine Anbindung an diese Welt. Ich habe nur gewusst: Ich will spielen!
Haben Sie Ihren Wunsch, Schauspielerin zu werden, zu Hause artikuliert oder war es eher ein geheimer Wunsch?
Erst mit 17, als ich es wirklich ernst gemeint habe, da habe ich es auch gesagt. Aber das ist mir selber eher so raus geplumpst und ich habe es dann auch wieder verdrängt, weil ich mir gedacht habe, das ist doch lächerlich - Schauspielerin werden. Was bilde ich mir da selber ein, das können doch nur ganz besondere Menschen, wie soll das funktionieren? Außerdem muss man Verbindungen haben . . .

Das stimmt bis zu einem gewissen Grad wohl auch.

Offenbar doch nicht, denn ich hatte überhaupt keine Verbindungen. Meine Erfahrung ist: Man muss es nur wollen. Wenn es der Weg ist, ist es der Weg. Ich kann nur jeden ermutigen, der es aus tiefstem Herzen möchte. Es ist kein leichter Weg, im Gegenteil, aber wenn man dieses Drängen, diese Leidenschaft zu spielen in sich trägt, dann muss man es auch ausprobieren.

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