Karlheinz Essl © 2006 by Beatrix Neiss
Mozarts Erben. Mit Photos von Beatrix Neiss (Ibera Verlag: Wien 2006)
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BUCH Mozarts Erben
Karlheinz Essl
Der Komponist als Zufallsgenerator
Sand und Meer. Ein Landstrich, der sich wie eine unendliche Linie in die Weite zieht und in jene Art von Stille eingebettet scheint, die von der zyklischen Struktur des Rauschens an Land gespült wird. Stille mutiert zum Klang an sich, zur inneren Melodie, zum Takt des Lesens, den Alessandro Baricco in seinem Roman „Oceano Mare“ vorgibt. Immer und immer wieder werden ganz leise die Strukturen des Wassers abgetastet. Wird das Märchen vom Wesen des Meeres erzählt. Bis plötzlich das Auge des Lesers auf eine mit vier Steinen im Sand verankerte Staffelei trifft. Auf der Staffelei befindet sich eine Leinwand. Eine weiße Leinwand. So weiß wie das Salz des Meeres. Davor steht der Maler Plasson, der seit Jahren damit beschäftigt ist, das Meer – oder besser gesagt – das Wesen des Meeres zu malen. Und er tut dies auf seine Weise: Verwendet anstelle von Farben Meerwasser. Die Borsten des Pinsels hinterlassen lediglich den Hauch eines blassen Schattens, den der Wind augenblicklich wieder trocknet. Unzählige Bilder wurden schon auf diese Weise „gemalt“. Weiße Leinwände, in denen sich Motiv und Ursprungselement miteinander verschränken.
Glückhaft ausgewogene Poesie, die den Schritt zurück in die Realität nicht leicht macht. Es sei denn, man begibt sich an einen Ort, der getrost zu den aufregendsten Kunstplätzen Österreichs zählt – der Sammlung Essl in Klosterneuburg. Was mitunter weniger bekannt ist: Die von Heinz Tesar konzipierte lichtdurchflutete Museums-Architektur erlaubt nicht nur in visueller Hinsicht ein lustvolles Durchschreiten der Ausstellungstrakte, sondern bietet auch optimale Voraussetzungen für akustische Reize. Klanginstallationen, die sich gänzlich aus dem Off zu den präsentierten Exponaten gesellen, gehören in der Sammlung Essl mittlerweile zum Museumsalltag; zum spannenden, wohlgemerkt. Denn das Repertoire der Möglichkeiten ist weit gespannt und reicht von irritierenden Botschaften bis hin zu fein gewobenen musikalischen Texturen, die ein akustisches Gleichgewicht zu den ausgestellten Werken bilden. Verantwortlich für derlei Überraschungseffekte ist Karlheinz Essl jun., der älteste Sohn des Sammler-Ehepaars Agnes und Karlheinz Essl. Sein musikalischer Werdegang liest sich wie folgt: Studium an der Wiener Musikhochschule (1981-87); Belegung der Fächer Kontrabass (Heinrich Schneikart), Tonsatz (Alfred Uhl), Elektroakustische Musik (Dieter Kaufmann) und Komposition (Friedrich Cerha). Eine Mehrfachbelastung, die „mit der Zeit nicht mehr miteinander vereinbar war“, zumal darüber hinaus auch noch Musikwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien studiert wurden.
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