Fotos © Robert Wimmer

INTERVIEW Wiener Zeitung, Printausgabe 3. Oktober 2009

»Ich war keine Sexbombe«

Louise Martini im Gespräch mit Christine Dobretsberger

Louise Martini erinnert sich an die tollen fünfziger Jahre, ihre erste Theateraufführung - und an die Kabarettauftritte mit Qualtinger, Kreisler, Bronner und Merz.
 
Wiener Zeitung: Frau Martini, auf dem Oktober-Spielplan der Wiener Kammerspiele steht eine Neufassung von "Nylons, Swing & Chesterfield" - so heißt Ihr Soloprogramm über die 50er Jahre. Worin liegt für Sie der Reiz dieser vergangenen Zeit?

Louise Martini: Die 50er Jahre waren einfach eine tolle Zeit! Ich war sehr jung, habe aber schon viel miterleben dürfen. Ich finde es ganz wichtig, dass man den Menschen von den Fifties erzählt und dabei gleichzeitig einen Bogen zum Heute schlägt. Man braucht sich ja nur umzublicken: Auf die 50er Jahre stößt man immer wieder! Denken Sie nur an die Musik bzw. an die immer wiederkehrenden Modetrends. Ich erinnere mich noch ganz genau, als ich das erste Mal nach Tarvis fuhr, um mir lindgrüne, spitze italienische Schuhe am Markt zu kaufen, die man dann leider an der Grenze verzollen musste. Im Vergleich zu den heutigen verrückten Stilettos war das natürlich unendlich harmlos. Aber man war ganz wild auf italienische Pumps, ebenso auf Nylons mit Naht und Stilferse. Denn im Grunde hatten wir damals sehr wenig, waren aber eigentlich sehr glücklich.

In einer Hörfunk-Sendung erzählten Sie, dass Ihre erste Gage im Kleinen Theater im Konzerthaus in Form von zwei Straßenbahnfahrscheinen abgegolten wurde.

Ja, rückblickend betrachtet, kann ich es gar nicht fassen, was für eine Energie ich aufbrachte. Ich musste von jeher Geld verdienen. Mein Vater, der leider sehr früh starb, kam krank aus dem Krieg zurück, wir waren ausgebombt, und ich habe ja zwei jüngere Brüder. Bereits während meiner Gymnasialzeit hatte ich eine ganze Reihe von Nebenberufen, die ich später allerdings nicht mehr ausüben konnte, weil ich auf Wunsch meiner Mutter parallel zum ersten Jahr im Reinhard-Seminar die Matura machen musste.

Sie wollten mit der Schule aufhören?

Ich wollte aufhören, aber stattdessen lief, wie gesagt, alles parallel. In meiner Familie waren eigentlich alle dagegen, dass ich einen künstlerischen Weg einschlage.

Woher kam Ihre Theaterbegeisterung?

Mit zwölf Jahren war ich das erste Mal im Burgtheater und sah "Der Bauer als Millionär". Ich war völlig hingerissen. Dann ergab sich über den Bruder einer Kollegin eine Schüleraufführung von eben diesem Raimund-Stück. Für mich war noch eine einzige Rolle frei, und zwar die einer Fee im Feenhimmel. Eine winzige Rolle, wobei der Text noch dazu nur im Chor zu sprechen war - aber immerhin! Und jetzt kommt eine Geschichte, die sich anhört, als wäre sie ein Märchen: Die Premiere fand im Theatersaal vom Hotel Post am Fleischmarkt statt. Acht oder zehn Tage vor der zweiten Aufführung brach sich die Darstellerin des Lottchens das Bein. Da ich bei allen Proben dabei war und sämtliche Rollen auswendig konnte, durfte ich für sie einspringen. Ab diesem Zeitpunkt war der Bazillus gesetzt.

weiterlesen: Wiener Zeitung

 

zurück « » Seitenanfang