Fotos © Robert Wimmer

INTERVIEW Wiener Zeitung, Printausgabe 14. Dezember 2013

»Mit Texten wird viel Unfug getrieben«

Christine Dobretsberger im Gespräch mit Burgschauspieler Peter Matić

Der Schauspieler und Rezitator Peter Matić erzählt von seiner deutsch-österreichischen Kindheit und Jugend, erklärt, warum das Burgtheaterdeutsch eine Mischung aus mehreren Idiomen ist und denkt über den Unterschied von Drama und Oper nach.

Wiener Zeitung: Herr Matić, in der deutschen Tageszeitung "Die Welt" fand ich über Sie folgendes Zitat: "Peter Matić ist auf französische Weise melancholisch und so freundlich preußisch, wie es nur ein Wiener sein kann". Wie gefällt Ihnen diese Beschreibung?

Peter Matić: Das ist sehr schmeichelhaft.

Wie interpretieren Sie die Wendung "freundlich preußisch"?

Ich versuche, es mir so zu erklären: Der Deutsche, speziell der Norddeutsche, also der Preuße, ist eher geneigt, sehr direkt und ehrlich zu sein. Demzufolge wird mitunter auch etwas Unfreundliches direkt ins Gesicht gesagt. Der Österreicher, ganz besonders natürlich der Wiener, ist eher bemüht, gute Stimmung zu machen. Ernst Haeussermann, der ja ein typischer Wiener war, hat immer gesagt: Jede Unfreundlichkeit hinter meinem Rücken stört mich nicht, aber bitte nicht ins Gesicht!"

Heißt das, Sie sind auch eher ein direkter Mensch?

Ich will mir nicht anmaßen der Ehrlichste der Ehrlichen zu sein. Ich finde, man kann auch jemandem etwas Negatives in einer einigermaßen verbindlichen Form mitteilen. Es wird dann auch besser aufgenommen, wenn es ein bisschen freundlicher serviert wird. Aber prinzipiell haben die Deutschen für mich sehr viele positive Eigenschaften. Diese Direktheit, aber auch die Verlässlichkeit hat für mich einen großen Wert und Reiz.

Sie sind in Wien geboren, in Salzburg, Deutschland sowie im Elsass aufgewachsen. Wie kam es zu diesen vielen Stationen Ihrer Kindheit?

Mein Vater war Offizier, ursprünglich in der k. u. k. Armee; als ich im Jahr 1937 geboren wurde, war er natürlich längst im österreichischen Bundesheer. Er war Kavallerist und hat das Reitlehrinstitut in Schlosshof geleitet. In bin in Wien geboren, weil es in Schlosshof keine Gebärklinik gab. 1938 kam mein Vater dann in die deutsche Wehrmacht und wurde nach Pommern versetzt, später ins Elsass nach Mühlhausen. Als er dann in weiterer Folge nach Schlesien verlegt wurde, sind meine Mutter und ich allerdings aus Sicherheitsgründen zum Bruder meiner Mutter ins Neckartal aufs Land gezogen. Dort haben wir zwar einiges vom Bombardement mitbekommen, weil das nahegelegene Mannheim schwer bombardiert wurde, wir selbst sind jedoch vom Krieg unbelastet geblieben.

Wann sind Sie dann wieder nach Österreich gekommen?

Im Alter von 12 Jahren. Ich habe also die ganze Volksschule in Deutschland absolviert. Deswegen bin ich auch dialektmäßig eher auf Hessisch eingestellt als auf Wienerisch. Das Gymnasium habe ich dann in Salzburg besucht. Nach der Matura bin ich nach Wien gezogen, um meinen Beruf zu erlernen. Das war dann auch gleich die erste Pleite.

Was lief nicht nach Plan?

Ich habe gedacht, selbstverständlich werden die Pforten des Reinhardt Seminars auffliegen und sie werden diesen hochbegabten jungen Mann aufnehmen. Das war aber keineswegs so, ich wurde nicht aufgenommen, habe aber nicht aufgegeben und dann eben andere Wege gewählt.

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