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INTERVIEW Wiener Zeitung, Printausgabe 8. September 2018

»Mein Motto: Der Weg entsteht im Gehen«

Christine Dobretsberger im Gespräch mit Emmy Werner

Emmy Werner, die ehemalige Volkstheater-Direktorin, über ihre frühe Liebe zum (Tisch-)Theater, ihr Unabhängigkeitsbedürfnis, die Lust am Renovieren - und über ihren kommenden 80. Geburtstag und das Älterwerden.

"Wiener Zeitung": Frau Werner, zeitgleich zu Ihrem bevorstehenden 80. Geburtstag erscheint Ihr Buch ". . .als ob sie Emma hießen". Es liest sich wie ein spannender autobiografischer Roman einer Frau, die ihr Leben auf mehreren Ebenen gelebt hat. Letztlich ist es auch ein Plädoyer für das Alleine-Leben als freiwillig gewählte Lebensform.

Emmy Werner: Es war eigentlich eines meiner Hauptanliegen, einmal über dieses Thema, das ja fast ein Tabuthema ist, zu schreiben. Man wird ja beinahe bedauert: Ach, du lebst alleine? Quasi, du Arme! Da gerate ich natürlich in Rage. Ich lebe ja nicht alleine! Ich wohne nur alleine und ich habe nach meiner Ehe (mit Georg Lhotzky, Anm.) keinen Mitbewohner mehr haben wollen. Mir war es ein großes Anliegen, hier Mut zu machen und zu sagen: Man kann auch ohne ständig sichtbaren Partner sehr glücklich sein.

Ein Zitat aus Ihrem Buch: "Was diskrete enge Beziehungen keineswegs ausschließt . . ."

Natürlich nicht! Ich habe ja Partnerschaften gelebt, aber habe mir diese immer mit der Zuckerzange ausgesucht.

Womit hat Ihr Wunsch, in den eigenen vier Wänden mit sich alleine zu sein, in erster Linie zu tun?

Mit einem Unabhängigkeitsbedürfnis. Diese fast 15-jährige Ehe war letztlich eine Einengung für mich und widersprach auch meinem Wesen. Ich war dieses späte, von meinen Eltern sehr erwünschte Mädchen, ich war ein wildes, freies Kind. Dann diese Einengung, die ich lange Zeit sogar als inspirierend empfand. Ich möchte keine Minute davon missen. Das war meine Lehrzeit, was etwa das Theater betrifft. Aber danach bin ich endlich wieder die geworden, die ich schon gewesen bin. Es hat mit Unabhängigkeit zu tun, nicht an jemandem zu hängen, was gleichzeitig aber nicht heißt, dass man nicht auch geliebt hat und lieben kann.

Hinzu kommt, dass Sie das Privileg hatten, mit dem Theater liiert zu sein . . .

Natürlich, das ist auch ein Unterschied, wenn man überall hingehen kann Arm in Arm mit dem Theater. Aber es hat auch nachher funktioniert - und geht natürlich nur, wenn man ein ungemein dichtes Freundschaftsgefüge hat.

Sie haben es zuvor angesprochen: Sie sind 13 Jahre nach Ihrem Bruder Robert auf die Welt gekommen. Dass Sie ein sehr geliebtes und erwünschtes Kind waren, bezeichnen Sie als den prägenden Schlüssel Ihres Lebens, als "standfeste Basis für alle späteren Luftsprünge".

Bei allen Selbstzweifeln, die man auch haben muss, war dieses tolle Elternhaus sicherlich die Grundbasis für alles.

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