Fotos: © Robert Wimmer
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INTERVIEW Wiener Zeitung, Printausgabe 15. Juni 2019
»Wir wollen Emotionen und Pathos zulassen«
Christine Dobretsberger im Gespräch mit Cornelius Obonya und Carolin Pienkos
"Seelenverwandte", Teil 6: Die Regisseurin und der Schauspieler über ihre spezielle Arbeits- und Privatbeziehung - und die Relevanz der "Zauberflöte", bei der sie gemeinsam Regie führen.
Wiener Zeitung: Im Tennis gibt es dieses ungeschriebene Gesetz, wonach Ehepaare besser nicht miteinander Doppel spielen sollten, weil sonst der Haussegen schief hängen könnte. Sie sind seit 17 Jahren verheiratet und führen neuerdings auch gemeinsam Regie. Sehen Sie diese Zusammenarbeit als Bereicherung oder eher als Belastungsprobe für Ihre Beziehung?
Carolin Pienkos: Als absolute Bereicherung! Wir können permanent an dem, was uns gedanklich beschäftigt, arbeiten. Wir sind uns immer Gesprächspartner.
Cornelius Obonya: Wir reden ständig miteinander, das war von Anfang an so. Noch bevor wir zusammenkamen, war unsere große Basis das Gespräch. Dann war ohnehin schnell klar, dass wir uns ineinander verliebt haben. Vor der ersten gemeinsamen Arbeit, das ist jetzt über 17 Jahre her, haben wir gesagt: Wenn wir anfangen zu streiten, dann werden wir nicht mehr miteinander arbeiten, weil das Private wichtiger ist.
Pienkos: Und es wird immer intensiver!
Frau Pienkos, Sie haben schon viele Stücke inszeniert, wo Herr Obonya als Schauspieler agiert hat. Beim gemeinsamen Regieführen ist die Ausgangslage allerdings doch eine andere, zumal das eindeutig Ihr Metier ist. Wie darf man sich die Aufgabenteilung dabei vorstellen?
Pienkos: In Vorbereitung einer Produktion muss man das ganze Stück ja gedanklich durchspielen. Dazu gehört auch, die dramaturgische Entwicklung der einzelnen Figuren zu prüfen. Ist eine Figur konsequent gearbeitet? Ist es logisch, dass sie sich auf diese oder jene Art entwickelt? All das mit jemandem zu besprechen, der aus der Perspektive des Schauspielers argumentiert, ist eine Bereicherung für einen Regisseur, weil es hilft, in die Innenperspektive der Figur zu finden.
Obonya: Wir Schauspielerinnen und Schauspieler bauen unsere Rollen von innen heraus auf - wie ein Schichtkäse. Regisseure haben meist bereits den kompletten Schichtkäse vor sich, sie wissen längst, wo das Ganze hinführen soll. Für den Schauspieler braucht es aber oft noch ganz andere Ecken und Wege, um an diesen Punkt zu gelangen. Bei Proben versuchen wir diese einzelnen Schichten für uns erfahrbar zu machen. Und dann beginne ich als Schauspieler das zu begreifen, was der Regisseur im besten Fall von Anbeginn gemeint hat. Hier miteinander ein Timing zu finden, ist die Aufgabe. Ich bin sehr dankbar, dass meine Frau es zulässt, dass wir gemeinsam Regie führen.
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