© Tatjana Sternisa

INTERVIEW Wiener Zeitung, Printausgabe 13. August 2022

»Er pfeift sich weniger als ich - und das ist gut«

Christine Dobretsberger und Gerald Schmickl im Gespräch mit Josh. und Bernhard Speer

Seelenverwandte (Folge 16): Die Popmusiker Josh. und Bernhard Speer über ihre Freundschaft, "Amadeus"-Konkurrenzen - und ihren Podcast.

"Wiener Zeitung": Josh., Sie haben sich Bernhard Speer als seelenverwandten Gesprächspartner gewünscht. Das hat sicher gute Gründe ...

Josh.: Wir sind binnen relativ kurzer Zeit wirklich gute Freunde geworden.

Bernhard Speer: Vor zwei Jahren wollte ich Josh. als Gast für ein Projekt einladen und schon bei diesem allerersten Telefonat war nach drei Minuten klar, dass wir uns richtig gut verstehen. So etwas spürt man ziemlich schnell.

Josh.: Als du mich damals das erste Mal angerufen hast, dachte ich mir: Was, der kennst meine Musik! Das hat mich irrsinnig gefreut, dass du meine Songs gehört hast.

Speer: Die nächste Begegnung war dann voriges Jahr beim Donauinselfest, damals ist es sehr spät geworden - und ich trau mir zu sagen, dass wir ab dem Zeitpunkt Freunde geworden sind.

Hat Ihre Freundschaft auch Auswirkungen auf Ihr musikalisches Schaffen?

Speer: Dazu sind wir noch zu junge Freunde...

Josh.: Das wird sich in irgendeiner Weise genauso auswirken, wie mit allen anderen Musikern, mit denen man befreundet ist, also dass man sich Songs vorspielt oder privat über Musik redet. Bernhard ist sehr verankert und sehr happy mit seinem musikalischen Projekt- und ich auch.

Es gibt also keine Ablöse - aus Seiler und Speer wird Josh. und Speer?

Speer: Nein, sicher nicht.

Gewisse Parallelen gibt es hinsichtlich der Zugriffsraten eurer beiden Top Hits. Sowohl "Ham kummst" als auch "Cordula Grün" weisen rund 43 Millionen Zugriffe auf YouTube auf.

Speer: Das spricht auch dafür, dass sich unsere Fanbase nicht unbedingt sehr voneinander unterscheidet. Ich glaube, dass wir gemeinsam ziemlich viele Leute bespaßen können.

Das Publikum bei euren Konzerten ist also ein ähnliches?

Josh.: Es gibt auf jeden Fall eine große Schnittmenge. Das ist auch auf Spotify ersichtlich. Wenn ich in mein Künstlerprofil hineinschaue, sieht man, was Leute, die Josh. auf Spotify streamen, sonst noch hören - und da ist Seiler und Speer eigentlich immer unter den fünf Interpreten, die vorgeschlagen werden. Wir spielen am 2. September in Rottenmann in der Steiermark auch gemeinsam ein Open-Air-Konzert. Ich als Vorgruppe.

Speer: Es muss einen Unterschied geben! Ich würde aber auch tauschen ...

Josh.: Wobei ich schon sagen möchte, dass man uns nicht vergleichen kann. Das erste Album von Seiler und Speer ist jetzt bereits 250 Wochen in den Charts, mein erstes Album war das neun Wochen.

Gibt es trotz aller Freundschaft manchmal ein gewisses Konkurrenzdenken? Beispielsweise wenn ihr beide, wie zuletzt der Fall, für die Amadeus Music Awards nominiert seid.

Speer: Nur nicht aussprechen! Das tut immer noch ein bissl weh! Nein, halb so schlimm, aber die Nummer "Hödn", die ich gemeinsam mit Herrn Seiler gemacht habe, bedeutet mir halt ziemlich viel, und wenn man zu dieser Gala eingeladen und wertgeschätzt wird mit so einer Auszeichnung, dann ist das etwas Schönes. Trotzdem vergönne ich ihm jeden Amadeus und deswegen habe ich auch gesagt, dass er eigentlich für seinen Fleiß noch drei weitere verdient hätte. Ich weiß, wie viel er arbeitet, da bin ich manchmal ein bissl der Faulere.

Josh.: Musik zu werten, ist sowieso immer etwas Schwieriges. Die Bedeutung, die ein Song für einen Künstler hat, muss sich nicht unbedingt in der Chartplatzierung widerspiegeln. Für manche Dinge nimmt man Anerkennung lieber als für andere. So wie euch der Song "Hödn" irrsinnig viel bedeutet, ist das bei mir mein zweites Album, "Teilzeitromantik". Am Ende war es so, dass ich den Amadeus für den Song "Expresso & Tschianti" bekommen habe und den Amadeus für das beste Album, der mir am allermeisten bedeutet hätte, hat RAF Camora abgeräumt ...

Speer: Das klingt zwar etwas abgedroschen, aber so ist es: Die richtige Messlatte und Wertigkeit sind die Leute, die aufs Konzert kommen. Wenn du ihnen ins Gesicht schaust und merkst, wie sie aufleben, das ist der wahre Lohn.

Tatsache ist, dass ihr beide extrem erfolgreich und in den letzten Jahren in der deutschsprachigen Szene zu Stars geworden seid. Was hat sich geändert? Ist der Alltag völlig verschieden geworden?

Josh.: Bei mir schon, mit "Cordula Grün" hat sich tatsächlich der Alltag komplett unterschieden zu zuvor - und ich war froh, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht 18 war. Das ist auch etwas Schönes an so einer Freundschaft, dass man über manche Dinge, die im Kopf, vielleicht auch am Konto oder wo auch immer passieren, sprechen kann.

Speer: Manchmal sagt man uns nach, dass der Erfolg quasi über Nacht gekommen ist, das stimmt aber überhaupt nicht. Ich mache Musik und bin in Bands, seit ich 15 war. Das ist ein ganz ein langsamer Prozess gewesen, in den ich hineingewachsen bin. Deswegen kann ich gar nicht sagen, wo der Schnitt war zwischen Elektriker und bekannter Austropopper.

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