Fotos © Robert Wimmer

INTERVIEW Wiener Zeitung, Printausgabe 26. Jänner 2013

»Wir sind Lustverstärker für Zuseher«

Christine Dobretsberger im Gespräch mit Christoph Wagner-Trenkwitz

Christoph Wagner-Trenkwitz über seine Narrenfreiheit als TV-Kommentator beim Opernball, seine Liebe zur Musik, das Musical als Gesamtkunstwerk - und über die Erinnerungen an sein Vorbild Marcel Prawy.

"Wiener Zeitung": Herr Wagner-Trenkwitz, Sie werden am 7. Februar zum mittlerweile 13. Mal gemeinsam mit Karl Hohenlohe den Wiener Opernball live kommentieren.

Christoph Wagner-Trenkwitz: Das verflixte 13. Opernballjahr! Aber ich bin nicht abergläubisch. Ich besitze auch eine schwarze Katze, die mir zu Hause ständig von links und von rechts über den Weg läuft und mir immer Glück bringt.

Laut ORF-Statistik hatte die Opernball-Liveübertragung im vergangenen Jahr nach Felix Baumgartners Stratos-Projekt und dem Fußball-EM-Finale mit rund 1,6 Millionen Zusehern die dritthöchsten Einschaltquoten.

Wieder nicht an erster Stelle!

Aber immerhin an dritter Stelle!

Sagen wir so: Die enorme Einschaltquote lässt sich nicht auf mich alleine, auch nicht auf Karl Hohenlohe und mich zurückführen. Die Leute würden genauso aufdrehen, wenn Herr Baumgartner gemeinsam mit einem Fußballer kommentieren würde. Der Opernball ist einfach ein originelles Ereignis.

Live auf Sendung zu sein, wenn so viele Menschen zusehen, bedarf wohl einer ziemlichen guten Vorbereitung?

Die Vorbereitung ist etwas sehr Wichtiges. Das darf man nicht unterschätzen. Die Kommentare müssen im Moment locker kommen, aber unterhalb der spontanen Humorschicht muss doch auch ein Wissen über Fakten, Geschichte und Personen vorhanden sein.

Wie bereiten Sie sich konkret auf die Übertragung vor?

Es ist nicht so, dass ich mich zwölf Monate im Jahr mit dem Opernball befasse. Das würde mich nicht ausfüllen, um es vornehm zu formulieren. Ich stelle mir auch nicht das ganze Jahr über die Fragen: Wer ist prominent und welche neue Freundin hat der Herr XY . . . Aber ein paar Wochen vor dem Opernball werfe ich doch regelmäßig einen Blick in die Klatschspalten und schaue mir im Fernsehen solche Sendungen wie die "Seitenblicke" an - dazu zwinge ich mich dann. Und ab dem Zeitpunkt der Opernball-Pressekonferenz bekommen wir unglaublich viele Listen zugesandt.

Gästelisten?

Listen von Gästen, von Künstlern, von Debütanten, auch Listen von Abwesenden. Aber so ein Ball hat natürlich auch eine Struktur. Die wilde Zeit für Hohenlohe und mich ist der erste Teil der Übertragung, also die Eröffnung. Da sind wir eine Stunde durchgehend auf Sendung und sollen möglichst viele Fakten unterbringen, ohne gleichzeitig alles zuzutexten. Das wäre ja auch ein Unsinn, wenn wir die Bilder nicht auch ein bisschen wirken lassen würden.
Im Grunde ist es ja immer derselbe Ablauf, den man mit neuen Namen und neuen Inhalten und möglichst in den letzten drei Jahren nicht getätigten Pointen akustisch zu garnieren hat.

Kommen die Pointen tatsächlich so spontan wie sie klingen?

Die Pointen kommen zu 90 Prozent spontan. Wir vertrauen darauf, dass uns im Moment zu den doch sehr surrealistischen Bildern, die der Opernball bietet, etwas einfällt.

Mit anderen Worten: Sie genießen Narrenfreiheit?

Ja, es besteht keine Kontrolle oder Zensur. Da es sich um eine Live-Übertragung handelt, wäre dies auch gar nicht möglich. Gut, würden wir völlig ausrasten, könnte man uns den Ton abdrehen. Aber so kontroversiell sind wir dann auch wieder nicht.

Verbale Fauxpas oder Hoppalas anderer Art können im Rahmen einer Live-Sendung natürlich immer passieren . . .
Ich würde sagen, der Opernball besteht zu einem Drittel aus wandelnden Hoppalas, denen es aber selber nicht peinlich ist. Unsere Aufgabe ist es zu sagen: Schau, wie lustig! Eigentlich sind Hohenlohe und ich eine Art Lustverstärker für die Zuseherinnen und Zuseher, und so gesehen auch Hoppala-Verstärker.

weiterlesen: Wiener Zeitung


 

zurück « » Seitenanfang