Fotos: © Moritz Ziegler

INTERVIEW Wiener Zeitung, Printausgabe 29. Juni 2019

Humor kann man nicht erklären

Christine Dobretsberger im Gespräch mit Rudolf Buchbinder und Otto Schenk

Seelenverwandte, Teil 7: Theaterlegende Otto Schenk und Star-Pianist Rudolf Buchbinder über gemeinsames Lachen, langjährige Ehen und Improvisations- und Glücksmomente beim Spielen.

"Wiener Zeitung": Herr Buchbinder, als ich Sie kontaktiert habe, wen Sie sich als seelenverwandten Gesprächspartner wünschen, haben Sie sich sofort für Otto Schenk entschieden. Das hat sicher gute Gründe . . .

Rudolf Buchbinder: Es gibt Freundschaften, die halten, weil man vom anderen nichts will. Wir sind nur befreundet, wollen nichts Berufliches voneinander. Wir treffen uns so oft wie möglich.

Otto Schenk: Das Wichtige ist ja der Humor. Das ist so wie eine Mafia, die Humorigen, die einander verstehen. Da braucht man nicht einmal zwinkern - und man kennt sich schon aus.

Buchbinder: Wir lachen sehr viel gemeinsam, auch wenn unsere Frauen manchmal schimpfen.

Schenk: Sie schimpfen, weil wir immer über dasselbe lachen. Unser Humor primitiviert sich, wenn wir miteinander sind. Wir brauchen uns nicht anstrengen.

Buchbinder: Wir wissen sofort, um was es geht.

Beruht Ihre Freundschaft auch auf Ihrer gemeinsamen Leidenschaft für Musik?

Buchbinder: Natürlich plaudern wir auch über Musik, aber eigentlich mehr über Malerei.

Schenk: Er hat eine riesige Sammlung an Büchern über Malerei.

Buchbinder: An die 2000 Monographien. Ein Buch davon hat Otti mir gebracht - von einem Maler, das ich noch nicht hatte.

Schenk: War schwer . . .

Buchbinder: Vor allem, du trennst dich auch ungern.

Schenk: Ja, ich habe es sehr ungern hergegeben. So weit geht keine Freundschaft, dass man ein Buch gerne herschenkt.

Buchbinder: Ich habe einmal einen Teppich von ihm erworben, und jedes Mal sagt er, achje, das ist mein Lieblingsteppich gewesen!

Mit anderen Worten: Ihre Seelenverwandtschaft basiert zuallererst auf Humor . . .

Buchbinder: Das Wichtigste ist vielleicht sogar die Ironie. Ironie wird oft falsch verstanden. Gerade in anderen Ländern waren Leute oft schockiert, wenn ich irgendeinen ironischen Spaß gemacht habe. Aber unter Freunden, genauso wie unter Ehepaaren, ist das ganz wichtig.

Sie führen beide sehr langjährige Ehen. Herr Buchbinder, Sie haben Ihre Frau bereits 1957, als Elfjähriger an der Musikhochschule kennengelernt. Ihre Frau war ebenfalls eine hochbegabte Pianistin.

Buchbinder: Wir sind jetzt 53 Jahre verheiratet - und ihr?

Schenk: 62 Jahre.

Sie haben Ihre Frau wiederum am Reinhardt-Seminar kennengelernt . . .

Schenk: Ja, aber da hat sie mich nicht mögen, ich musste lang um sie herum girren.

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